Johannes Müller

Auswirkung der Nachhaltigkeitsanforderungen in der Finanzierung

von Heike Heiner

Finanzkommunikation und Finanzierung

Stand 21.09.2022

Wenn noch nicht alle Unternehmen aktuell davon betroffen sind, Gründe für eine stärkere Befassung mit dem Thema Nachhaltigkeit sind die Anforderungen von Kapitalgebern wie Banken oder Sparkassen, denn die Kreditinstitute müssen ab dem Jahr 2024 den Anteil ihrer Finanzierungen offenlegen, die den Nachhaltigkeitskriterien der EU-Taxonomie entsprechen – und müssen dafür entsprechende Informationen von ihren Kreditnehmern einholen. Kredite an kleine und mittlere Unternehmen bleiben zunächst ausgenommen.

 

 

Nachhaltigkeit bei Kreditverhandlungen

In Kreditverhandlungen spielt das Thema Nachhaltigkeit bereits aktuell schon durchaus eine Rolle: Rund 18 % der Unternehmen, die in den 12 Monaten vor einer Befragung durch die KfW Kreditverhandlungen geführt haben, gaben an, dass in den Verhandlungen das Thema Nachhaltigkeit adressiert wurde. Häufig spielten Nachhaltigkeitsaspekte bei Kreditverhandlungen im Verarbeitenden Gewerbe eine Rolle.

Transformation zu mehr Nachhaltigkeit – unsere Handlungsempfehlungen

Noch längst sind in vielen Unternehmen nicht alle Veränderungen im Rahmen der digitalen Transformation abgeschlossen, da hat sich mit dem Wandel zu mehr Nachhaltigkeit bereits ein neuer Veränderungsprozess etabliert. Auch wenn das Nachhaltigkeitsbewusstsein in deutschen Unternehmen in vielen Fällen schon sehr ausgeprägt ist und zu einem fundamentalen Umdenken geführt hat, stockt mitunter die Umsetzung. Hierfür gibt es verschiedene Gründe.

Nachhaltigkeit steht dabei nicht im Widerspruch zur Profitabilität. Vielmehr stellt Nachhaltigkeit eine entscheidende Voraussetzung für den langfristigen Unternehmenserfolg dar. Allerdings ist eine gute Vorbereitung und Planung sowie ein systematisches Vorgehen essenziell für die Umsetzung einer Transformation zu mehr Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit und ESG-Konformität als ausschlaggebende Aspekte

Verschiedene Studien zeigen, dass Investoren und Kreditgeber im Rahmen von Investment- bzw. Kreditentscheidungen immer stärker auf das Engagement eines Unternehmens in Sachen Nachhaltigkeit und den jeweiligen Umgang mit ESG-Risiken und -Chancen achten. Das Kürzel ESG steht in diesem Fall für die Begriffe Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Nach aktuellen Umfragen machen weltweit acht von zehn Investoren und Kreditgebern eine Investmententscheidung auch davon abhängig, wie nachhaltig und ESG-konform ein Unternehmen am Markt agiert.

Um für diesen Umstand gerüstet zu sein, sollten Sie Ihren Blick nicht nur auf die klassischen Finanzkennzahlen, sondern auch auf die nichtfinanziellen Kennzahlen richten. Hier gibt es aber noch reichlich Nachholbedarf hinsichtlich einer qualitativ hochwertigen Nachhaltigkeitsberichterstattung. Nicht umsonst bemängeln rund zwei Drittel der Investoren und Darlehensgeber die diesbezüglich fehlende Transparenz sowie auch die mangelnde Qualität der Dokumentation bzw. Berichterstattung.

Nachhaltiges Wirtschaften lohnt sich für Unternehmen

Wieso die Nachhaltigkeit als Beurteilungskriterium für Investoren und Kreditgeber zu einem entscheidenden Faktor geworden ist, liegt auf der Hand. Nachhaltige Unternehmen agieren im Rahmen einer verantwortungsvollen Wirtschaftsweise. Dabei geht es um die Aspekte Ökonomie, Ökologie und Soziales. Diese drei Thematiken sind eng miteinander verwoben und sollten immer in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen. Für die Unternehmen selbst ergeben sich zahlreiche Vorteile aus einer verantwortungsvollen Wirtschaftsweise:

  • Generierung von Wettbewerbsvorteilen (beispielsweise durch die Entwicklung innovativer Produkte oder Geschäftsmodelle, Erschließung neuer Kundenkreise und Märkte, Kostensenkungen, Optimierung der Geschäftsprozesse, Stärkung der Reputation, Verbesserung des Risikomanagements, Erhöhung der Kundenloyalität etc.)
  • Erschließung von neuen Potenzialen für Umsatzsteigerungen und Expansionen
  • Erfüllung der priorisierten Anforderungen von wichtigen Multiplikatoren und Anspruchsgruppen wie Kunden und Gesetzgeber
  • Steigerung der Mitarbeitermotivation, leichtere Rekrutierung und langfristige Bindung von Fachkräften
  • Verbesserung der sozialen Bedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Unternehmens

Das wird von der jeweiligen Unternehmensleitung erwartet

Diese Vorteile für die Unternehmen selbst fungieren gleichzeitig als wichtige Bewertungskriterien für Banken respektive Investoren. Zusätzlich stehen auch die einzelnen Erfolgsfaktoren nachhaltigen Handels in Unternehmen im Fokus. Als wesentlichster Erfolgstreiber gilt hier eine systematische Vorgehensweise der Unternehmensleitung, die strategisch geplant sämtliche Unternehmensteile und -bereiche adressiert. Auch die Einbindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Transparenz, Glaubwürdigkeit und externe Überprüfbarkeit nehmen in der Regel einen hohen Stellenwert innerhalb der Bewertungsskala ein.

 

Was ein Unternehmen auf jeden Fall vermeiden sollte: Greenwashing

Um in der Bewertung positiv abzuschneiden, müssen die Unternehmen ernsthafte Maßnahmen zur Verbesserung von Nachhaltigkeit und ESG-Konformität durchführen. Hier fallen aber immer wieder auch Unternehmen auf, die sich zwar selbst ein positives Image im Sinne eines verantwortungsvoll handelnden Unternehmens verleihen, in Wirklichkeit aber überhaupt nicht aktiv werden. Ein solcher (Schummel-)Vorgang wird als Greenwashing bezeichnet.

Wer ertappt wird, muss mit sehr negativen Auswirkungen auf die eigene Reputation rechnen. Das wiederum kann im weiteren Verlauf die Umsätze und Erträge sinken lassen. Aber auch Unternehmen, die wirklich aktiv sind in Sachen Nachhaltigkeit, können in Probleme rutschen. Dies liegt an der noch nicht klar geregelten Messbar- und Nachweisbarkeit der Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Denn eine entsprechend klare bzw. regulierte Nachhaltigkeitsberichterstattung mit allgemeingültigen Standards muss sich erst noch entwickeln.

Wie sollte das Thema Nachhaltigkeit in einem Unternehmen angegangen werden?

Um eine nachhaltige und ESG-konforme Handlungs- und Wirtschaftsweise im eigenen Unternehmen erfolgreich zu etablieren, ist eine systematische Vorgehensweise zu empfehlen. Folgende Handelsempfehlungen sollten dabei berücksichtigt werden:

  • Ist-Zustand umfassend diagnostizieren und analysieren
  • Messbare Ziele und die eigenen Ambitionen formulieren bzw. definieren.
  • Strategieentwicklung (Unternehmens- und Nachhaltigkeitsstrategie miteinander verschmelzen)
  • Den gesamten Transformations-Prozess vordenken und planen
  • Informationstransfer initiieren und die richtigen Talente und Fertigkeiten zusammenbringen
  • Schlagkräftige Governance aufsetzen und nützliche Partnerschaften (Multiplikatoren) aufbauen
  • Kommunikation transparent und aktiv gestalten (Leidenschaft für Nachhaltigkeit wecken)

Mit diesen Widerständen müssen Sie rechnen

Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir, dass eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit häufig nicht auf Anhieb reibungslos läuft respektive verlaufen kann. Denn es gibt gleich mehrere Hindernisse, die Unternehmen bei der Neuausrichtung in Richtung Nachhaltigkeit und ESG-Prinzipien bewältigen müssen. In der Praxis haben sich dabei insbesondere diese Aspekte als Hindernisse und Hemmschuhe erwiesen.

1. Schwierige Rahmenbedingungen

Hierbei handelt es sich zum Beispiel um aktuelle Gesetze oder regulative Voraussetzungen, die eine geplante Transformation behindern können. Auch infrastrukturelle Schwierigkeiten machen den Weg zu mehr Nachhaltigkeit besonders dornig. Denn eine fehlende oder nicht ausreichende Infrastruktur verlangsamt und verteuert in vielen Fällen den gesamten Transformationsprozess oder macht ihn sogar gänzlich unmöglich.

2. Fehlende oder knappe Ressourcen

Ob Kapital, Know-how, Vorprodukte oder auch Freiflächen - eine Transformation zu mehr Nachhaltigkeit erfordert immer unterschiedliche Ressourcen. Sind nicht genug Ressourcen verfügbar oder fehlen sie sogar komplett, verzögert bzw. verhindert dies die Abwicklung. Möchten Sie im Zuge der Transformation zum Beispiel Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien auf Ihrem Firmengelände unterbringen, benötigen Sie dafür auch den entsprechenden Platz in Form einer passenden Fläche. In Fällen dieser Art verhindern fehlende Ressourcen die Weiterentwicklung.

3. Ambivalentes Kundenverhalten

Auf der einen Seite haben die meisten Kunden bereits ein Nachhaltigkeitsbewusstsein entwickelt und fordern von den Unternehmen entsprechend nachhaltige Produkte und Dienstleistungen. In der Praxis ist aber auf der anderen Seite zu beobachten, dass die Kunden sich dann doch für nicht oder weniger nachhaltige Alternativen entscheiden. Hierbei spielen in erster Linie Kostengründe und die traditionell hohen Leistungsansprüche im Hinblick auf bekannte und bewährte Marken ausschlaggebende Rollen. Diese Ambivalenz zwischen vorhandenem Nachhaltigkeitsbewusstsein und dem tatsächlichen Handeln erschwert die Fokussierung von Unternehmen auf Nachhaltigkeit.

4. Angst vor Veränderungen

Sehr oft tut sich ein Unternehmen schwer damit, eingespielte Systeme und Prozesse zu verändern. Viele sehen dabei die Effizienz bedroht. Zudem haben Mitarbeiter und Vorgesetzte häufig Angst, durch starke Veränderungen beruflich ins Abseits zu geraten, was sich dann wiederum in einem Beharrungsstandpunkt manifestiert. Veränderungen sind bei einer Neuausrichtung hin zu mehr Nachhaltigkeit aber in der Regel erforderlich. Ansonsten lässt sich die Umsetzgeschwindigkeit nur schwer halten oder erhöhen. Mit einfachen Dienstanweisungen lösen Sie dieses Problem meistens nicht. Vielmehr sollte die Unternehmenspolitik hier auf einen klaren Mentalitätswechsel hinarbeiten.

5. Ungeduldige Investoren und Aktionäre

Veränderung und Wandel kosten immer erst einmal Geld. Meistens geht dies einher mit kurz- bis mittelfristigen Belastungen hinsichtlich des Profits. Es kommt vor, dass Investoren und insbesondere Aktionäre nicht bereit sind, weniger Rendite für mehr Nachhaltigkeit in Kauf zu nehmen. Sie betrachten eine Transformation zu mehr Nachhaltigkeit nicht dynamisch, sondern orientieren sich am Status Quo. Dadurch können Investitionen und Entwicklungsschritte verlangsamt oder vollkommen verweigert werden.

 


Transformation zu mehr Nachhaltigkeit - die richtigen Entscheidungen treffen

Als eine über mehrere Jahrzehnte erfolgreich agierende Wirtschaftsberatung zählt der Umgang mit Veränderungsprozessen und Wandel zu unseren Kernkompetenzen. Wir definieren, konzeptionieren und gestalten Veränderungen, Umbrüche und Neuausrichtungen. Eine Transformation zu mehr Nachhaltigkeit ist dabei ein unabdingbares Muss, wenn Sie auch in der Zukunft wettbewerbsfähig bleiben möchten.

Der Nachhaltigkeitsgedanke hat sich auch im Bewusstsein Ihrer potenziellen Kunden fest verankert. Wer diesem Anspruch nicht gerecht wird, läuft als Unternehmen Gefahr, den Anschluss zu verpassen. Nicht umsonst ist Nachhaltigkeit bereits in vielen Unternehmen zu einem Leitmotiv für den strategischen Handlungsbedarf geworden.

Aber noch immer gibt es etliche Hindernisse und Hürden, die eine unternehmerische Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und ESG-Konformität erschweren oder sogar verhindern. Aber auch diese lassen sich mit einer individuell stimmigen Strategie und den richtigen Maßnahmen in den Griff bekommen.

Genau dafür sind wir mit unserem engmaschigen Netzwerk an Kooperationspartnern die richtigen Ansprechpartner

 

 

 

 

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