Johannes Müller

Nachbericht zur Veranstaltung vom 14. Juni  in Herford - Unternehmensnachfolge

von Carsten Müller

Wenn Kunden nicht zahlen: Forderungsausfälle versichern – Liquidität sicherstellen

Stand: 22.06.2022

Im ersten MüllerForum 2022 am Dienstagabend in Herford drehte sich alles um das Thema Unternehmensübergabe in Familienunternehmen.

 

Unternehmensübergabe in Familienunternehmen

Rückblick

 

Die Bedeutung von Familie und Familienunternehmen

Familie bedeutet Kultur, Werte, Vertrauen, Zusammenhalt, Verlässlichkeit, nach Hause kommen. Familienunternehmen tragen maßgeblich zur Bruttowertschöpfung der Bundesrepublik Deutschland bei:

90 Prozent aller deutschen Unternehmen sind familienkontrollierte Unternehmen. Sie erzielen 52 Prozent der Umsätze und stellen zirka 58 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland.

Warum sind Familienunternehmen oft so erfolgreich und haben die immens hohe Bedeutung für unsere Volkswirtschaft?

  • Weil sie Kontinuität und Tradition in sich tragen wie wenige andere Unternehmen.
  • Weil sie in der Führungsverantwortung und im Wertesystem eine Verlässlichkeit ausstrahlen, die essenziell ist für Mitarbeiter und Partner. Diese wissen, mit wem sie es in der Führung heute und morgen zu tun haben und wer wirklich entscheiden kann.
  • Weil Entscheidungen nicht durch zahlreiche Gremien gehen müssen und schneller gefällt werden als in manchen Großkonzernen.
  • Weil nirgends mehr Arbeitsplätze geschaffen werden als in neu gegründeten und expandierenden Familienunternehmen.
  • Weil langfristiges Wachstum höher auf der Prioritätenliste steht als die Quartalsergebnisse.
  • Und die Menschlichkeit für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtiger ist als Ellenbogen und Karriere-Gerangel.

Um die Relevanz dieses Themas klar darzustellen, zeichnen Zahlen eine deutliche Lage: Das IfM hat ermittelt, dass allein im Zeitraum von 5 Jahren hochgerechnet in etwa 150.000 deutschen Unternehmen mit insgesamt etwa 2,4 Millionen Beschäftigten eine Nachfolgeregelung ansteht.

Auch die aktuelle Alterssituation in der Geschäftsführung zum Jahr 2020 sowie ein Ausblick bis zum Jahr 2025 zeigt: Mit einem prozentualen Anteil von 51 Prozent waren bereits 2020 mehr als die Hälfte aller befragten Inhaber bzw. Geschäftsführer über 55 Jahre alt. Anders ausgedrückt: Mehr als jedes zweite Familienunternehmen stand und steht akut vor der anstehenden Regelung einer Unternehmensnachfolge.

Eine rundum gelungene Unternehmensnachfolge abzuwickeln kann, aber muss nicht ein allzu problematisches Unterfangen sein, wenn man einige Leitplanken zu Hilfe nimmt. Schon beim Aufkommen einer möglichen Nachfolgeregelung sollte intern – gerade auch in Familienbetrieben – einwandfrei geklärt sein, ob alle Personen sich auf ein Vorgehen verständigen können. Wichtig ist ein frühzeitiger Beginn der Suche eines Nachfolgers, damit Verzögerungen gar nicht erst zu Problemen führen. Auch die Herangehensweise ist entscheidend: Welche monetären und immateriellen Interessen müssen bedacht werden? Ist noch gar kein spezifischer Nachfolger in Sicht, lohnt sich eine bewusste, rechtzeitige, nachvollziehbare Strukturierung und Organisierung des Betriebs, um für potenzielle Interessenten möglichst attraktiv zu werden.

Ein Unternehmen, das sich offen für eine neue Geschäftsführung präsentiert, wirkt im Zweifel besonders einladend. Um den neuen Geschäftsbetrieb und eventuelle drastische Änderungen auch emotional zulassen zu können, sollten sich scheidende Inhaber oder Geschäftsführer bewusst und rechtzeitig gegenüber neuen Perspektiven aufgeschlossen zeigen.

Ist ein Unternehmensverkauf geplant, lohnt sich eine exakte Kalkulation der Unternehmenswerte und des Cashflows. Diese Berechnungen helfen auch bei der Bestimmung des Kaufwerts.
Umso wichtiger ist eine bewusste und zeitnahe Auseinandersetzung mit der Zukunftsplanung des eigenen Unternehmens. Das mag nicht immer leichtfallen, ist aber unerlässlich, wenn man den Erfolg des Unternehmens auch weiterhin gewährleisten will.

An dieser Stelle stehen wir, die JMWB, auch ein Familienunternehmen, mit unserem Kooperationsnetzwerk bereit.

Wir bieten eine ganzheitliche Rund-um-Betreuung bei der Planung und Umsetzung von Nachfolgeregelungen an.

  • Wir setzen das Projektmanagement auf,
  • unterstützen den Inhaber bei der Strategieentwicklung,
  • führen die Unternehmenswertberechnung durch
  • koordinieren die Lösung von juristischen und steuerrechtlichen Fragestellungen
  • Wir kümmern uns um die Vermarktung,
  • koordinieren bei familieninternen Übergaben einen reibungslosen Übergang
  • und sind Partner von der Verhandlungsführung bis zum Kaufvertrag
     

Nachfolge ist in Familienunternehmen Chance und Risiko zugleich

Während die Übergabe an die nächste Generation dem Unternehmen Kontinuität sichert, kann aus einer schlechten Nachfolgeentscheidung ein Risiko für die Überlebensfähigkeit des Familienunternehmens resultieren.

Und auch die Unternehmerfamilie leidet, wenn die Nachfolge innerhalb der Familienmitglieder nicht richtig entschieden worden ist.

Die Begründungen für ein Scheitern sind vielfältig.

  • Dabei kann z. B. eine zu späte Nachfolgeregelung des Seniors eine Rolle spielen.
  • Möglicherweise reicht die Eignung des Sohns oder der Tochter nicht aus, um eine erfolgreiche Nachfolgeregelung zu gewährleisten.
  • Ebenso kann ein falsch verstandenes Pflichtbewusstsein, das elterliche Unternehmen unbedingt fortführen zu müssen, der Grund sein.
  • Das ständige Nichtloslassen des Seniors durch ständiges Einmischen in die operative Geschäftsführung kann auch zum Scheitern beitragen.
  • Oder der Senior kann sich nicht vorstellen, dass seine Managementmethoden nicht mehr zeitgemäß sind.
  • Streitigkeiten zwischen Geschwistern bei einer vermeintlichen Bevorzugung des Nachfolgers können einen Nachfolgeprozess ebenso hemmen.

Wie und wann gehe ich das Thema Nachfolge an?

Nachdem die Coronakrise zwei Jahre gewütet hat und unsere Wirtschaft nun zusätzlich von den Folgen der Konfrontation des Westens mit Russland spürbar belastet wird, stehen viele Unternehmerinnen und Unternehmer erst recht vor der Frage: Wie und wann gehe ich das Thema Nachfolge an?

Ist jetzt für mich der richtige Zeitpunkt gekommen, wo die Zahlen nicht mehr so gut aussehen wie früher? Oder habe ich jetzt erst recht genug und möchte so etwas nicht noch einmal durchmachen?
Wie immer kommt es auf die Perspektive und die eigene Interessenlage an. Und die gilt es genau zu analysieren:

1. Punkt eins: das Geschäftsmodell
Die aktuelle Krise hat deutlich gezeigt, welche Geschäftsmodelle standhalten und welche nicht. Ist das „Wohl und Wehe“ von nur einem oder wenigen Kunden oder Lieferanten abhängig?
Wie stark ist mein Unternehmen diversifiziert und kann auf andere Bereiche ausweichen? Ist mein Geschäftsmodell krisenanfällig oder gar ein Krisengewinner? Diese Fragen, ehrlich beantwortet, können sowohl für eine Kauf- wie für eine Verkaufsentscheidung bedeutend sein.

Vielleicht geht es alleine nicht mehr, gemeinsam aber besser? Kaufe ich hinzu oder gebe ich besser ab?

2. Die Eigenkapitalbasis und die Liquidität
Wer in dieser Zeit mit guten Eigenkapitalwerten und einer soliden Liquidität aufwarten kann, wird immer noch attraktiv für einen Nachfolger sein, gerade dann, wenn es wieder bergauf geht.
Aber für die Aufrechterhaltung der Unternehmen und die nachhaltige Krisenbewältigung werden teilweise deutliche Aufstockungen der Finanzierungsmittel notwendig sein.
Kapitalgeber, egal woher, werden sich in dieser Situation, gerade bei älteren Geschäftsführungen, schwertun und erwarten, dass die Nachfolge nicht nur als langfristige Perspektive dargestellt wird, sondern die konkrete Umsetzung geplant und angegangen wird.

3. Die Wertvorstellung
Schon immer waren Asset-basierte Nachfolgeregelungen für beide Seiten - Käufer wie Verkäufer - die „sichere“ Variante. Beide Seiten hatten bei der Unternehmensbewertung verlässliche Daten und konnten den Wert bestimmen.
Bei der aktuellen Entwicklung gängiger Umsatz- oder EBIT-Multiplikatoren, zeichnen sich die ersten Abschwächungen ab.
Es ist davon auszugehen, dass es hier künftig noch weitere Korrekturen geben wird.
Und dann ist da noch der wichtigste Bewertungsmaßstab, der sogenannte „subjektive“ Unternehmenswert für das Lebenswerk.
Gerade hier liegt oft ein kaum aufzulösendes Missverständnis vor, welches manche Übernahme auch be- oder verhindert hat.
So wird der eine oder andere Geschäftsführer im höheren Alter in der Krise erkennen, dass ein Ausstieg – auch zu niedrigeren Verkaufspreisen – für ihn und seine Lebensqualität bessere Perspektiven mit sich bringt als ein starres Festhalten am Status Quo und der eigenen Wertvorstellung.
Aufgrund der Umsatz- und Ertragsentwicklungen werden mehr potenzielle Käufer in der Lage sein und Interesse daran haben, Unternehmen zu kaufen, sofern die künftigen Geschäftsaussichten Perspektiven erkennen lassen.

4. Und die Übernehmer?
Auch hier gibt es Chancen. Einerseits wird es den ein- oder anderen potenziellen Übernehmer geben, der jetzt das Risiko scheut und doch lieber in seinem vermeintlich sicheren Job bleibt, aber ist er dann auch der richtige Kandidat?
Andererseits sagen vielleicht externe potenzielle Unternehmer, die von ihrem eigenen Unternehmen enttäuscht sind, „Jetzt erst recht!“. Auch wird die Beschäftigungsentwicklung in großen Konzernen insgesamt zurückgehen und dazu führen, dass wieder mehr junge Menschen eine Selbstständigkeit für sich in Betracht ziehen.

Unser Fazit:
Die Krisenzeit oder die „Nach-Krisen-Zeit“ wird vieles verändern, vor allem aber auch den Blick auf das Thema Nachfolge.

Es gibt für alles den richtigen und den falschen Zeitpunkt, aber man erkennt ihn nur, wenn man sich damit beschäftigt. Und gerade jetzt sollten dies alle Beteiligten tun.

Dabei gilt:

  • Unternehmensverkäufer sollten sich klar machen, dass Höchstpreise – wie sie in den vergangenen Jahren durchaus möglich waren – vermutlich auf längere Sicht nicht mehr erzielbar sein dürften.

    Andererseits wird ein solides und krisenbewährtes Unternehmen für potenzielle Nachfolger aber auch immer interessant sein.
     
  • Unternehmenskäufer hingegen sollten sich klar machen, dass sich gerade jetzt zeigt, wo die Chance auf eine zukünftig gesicherte unternehmerische Existenz liegen kann.

Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Zeichen zusammen. Das eine bedeutet Gefahr… und das andere Gelegenheit.

Eine nachhaltige Nachfolgelösung erfordert im ersten Schritt eine stimmige und rechtlich fundierte Gesamtstrategie.

 

 

Foto v.r.n.l.:
Carsten Müller, Johannes Müller Wirtschaftsberatung (Bünde),
Maik Pörschke, (Diplom Finanzwirt, Rechtsanwalt und Steuerberater bei der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Bielefeld) ,
Prof. Dr. Christina Hoon, (Inhaberin des Lehrstuhls "Führung von Familienunternehmen", Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Vorstandsmitglied des Instituts für Familienunternehmen (iFUn) der Universität Bielefeld),
Dr. Nils Wigginghaus, Rechtsanwalt (BRANDI Rechtsanwälte)
Johannes Müller, Johannes Müller Wirtschaftsberatung (Bünde),

 

 



 

Bünde, 15. Juni 2022/Carsten Müller

 



Quelle: https://www.ifm-bonn.org/statistiken/unternehmensuebertragungen-und-nachfolgen