Johannes Müller

Unternehmer erwarten eine schnelle Kreditvergabe
 

Creditreform Interview mit Johannes Müller

Wenn Kunden nicht zahlen: Forderungsausfälle versichern – Liquidität sicherstellen

Stand 08.02.2023

Viele mittelständische Firmen, insbesondere jene, die von jungen Leuten geführt werden, sind heute digital bestens aufgestellt und wollen ihre Prozesse sowie das Reporting mit der Bank weitgehend digital abwickeln. Das zeigt sich auch daran, dass sich schon seit einiger Zeit ein starker Rückgang bei den persönlichen Kontakten mit der Bank vollzieht und zwar über alle Wirtschaftszweige.

 

Unternehmen zahlen für schnelle Online­ Vergaben einen höheren Zins. Liquidität geht vor Rentabilität

Interview mit Johannes Müller in der aktuellen Ausgabe des Creditreform Magazins 01/2023

 

Wie digital sollten Unternehmen mit Blick auf die Bankenkommunikation aufgestellt sein?

Müller: E-Mail-Verkehr ist natürlich längst Standard, ebenso der elektronische Austausch von Daten. Im besten Fall aber liegen sämtliche Unterlagen in einer Cloud, sodass sowohl die Unternehmen als auch die Bank darauf permanent Zugriff haben. Hier kann dann auch zum Beispiel der Jahresabschluss mit allen Anlagen digital vom Geldinstitut abgerufen werden. Das wäre dann schon die Kür und für beide Seiten eine komfortable Lösung.

 

Ist Digitalisierung für das Rating relevant?

Müller: Die Banken fragen Unternehmer, welchen Stellenwert sie der Digitalisierung beimessen. Allerdings ist es für die Firmenkundenberater schwierig, den Stand der Dinge in den Firmen richtig zu interpretieren. Unternehmer sollten daher erläutern, welche Projekte sie aktuell gestartet und realisiert haben. Der Berater sollte sich ein Bild machen können, wie weit die Transformation und die Datensicherheit schon fortgeschritten ist. Insofern ist die Digitalisierung sicher ratingrelevant.

 

Unternehmern ist es möglich, über die Plattformen der Banken ihren Zahlungsverkehr zu kontrollieren und effizient abzuwickeln. Aber Online-Kreditvergaben bieten die Hausbanken nur selten an, viele überhaupt noch nicht. Müssen die Banken mehr liefern?

Müller: Wir stellen in der Praxis eine Verhaltensänderung auf Seiten der Unternehmer fest. Sie erwarten schnelle Kreditvergaben, weshalb sich die Nachfrage nach Mitteln ohne Hausbank stark entwickelt. Das sehen wir zumindest bei Beträgen bis zu 750.000 Euro mit Laufzeiten von bis zu 60 Monaten. Die Unternehmen zahlen für schnelle Online-Vergaben durchweg einen etwas höheren Zins. Denn Liquidität geht vor Rentabilität. Die Firmen haben sich in den letzten Monaten ohne die Hausbanken ein Polster angelegt, um in diesen unsicheren Zeiten ihre Kreditlinien nicht zu belasten. Wer bei den Online-Maklern einen Antrag stellt, kann die Mittel innerhalb von zwei Tagen auf seinem Konto haben. Wenn die Hausbanken konkurrenzfähig sein wollen, müssen sie sich anstrengen und bald nachziehen.
 

 

(Quelle: Creditreform Magazin 01/2023)

 

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