ERP-Kredit für Gründer fällt weg - die Folgen können drastisch ausfallen
von Johannes Müller
Stand 20.01.2023
Das Programm ERP Kredit für Gründer kann seit kurzem nicht mehr beantragt werden. Das kommt unerwartet und trifft viele Existenzgründer mit voller Wucht. Es ist davon auszugehen, dass etliche Gründungen jetzt nicht mehr realisierbar sind.
Als Geschäftsführer der Johannes Müller Wirtschaftsberatung GmbH & Co. KG (BDU) und langjähriger Begleiter von zahlreichen Existenzgründungen hat mich diese Aussetzung nicht nur überrascht, sondern auch verwundert. Immerhin steht bei diesem Programm die Stärkung des Eigenkapitals im Vordergrund -und Eigenkapital ist für eine erfolgreiche Gründung essenziell. Denn in vielen Fällen reichen die eigenen Ersparnisse nicht aus, um die Existenzgründung zu finanzieren.
Wird dann zusätzliches Geld benötigt, haben Gründer bislang auf das Programm ERP-Kredit für Gründung zurückgreifen können, um die Eigenkapitalquote zu erhöhen. Mit bis zu 500.000 Euro konnte auf diese Weise das Eigenkapital gestärkt werden. Das ist jetzt nicht mehr möglich.
Viele Existenzgründer werden von dieser Vorgehensweise überrascht
Was mich dabei besonders erstaunt: Die Aussetzung dieser wirklich sinnvollen Förderung kommt völlig unerwartet, denn es gab keine Ankündigung und auch jetzt gibt es noch immer keine öffentlichen Stellungnahmen über diesen Vorgang. Laut meinen Informationen wird aktuell das Programm ERP-Kredit für Gründung durch die EU beihilferechtlich geprüft. An sich ist das zwar ein normaler Vorgang und im Grunde genommen die Konsequenz daraus, dass es in Deutschland sehr viele verschiedene beihilferechtlich relevante Förderungen gibt. Aber dass dieses besonders für Existenzgründer wichtige Programm von einem Tag auf den anderen gestoppt wird, entzieht diesen eine gute Chance ihr Eigenkapital aufzustocken und mit einer annehmbaren Eigenkapitalquote zu starten. Nicht umsonst hieß das Programm früher „Eigenkapitalhilfe-Programm“, welches die Wichtigkeit schon durch die Wortwahl unterstrichen hat.
Andere Förderkredite sollen die Lücke schließen
Alternativ können Existenzgründer jetzt ersatzweise den „ERP-Förderkredit KMU“ und den „KfW-Förderkredit großer Mittelstand“ beantragen. Aber diese Fördertöpfe erhöhen nicht das Eigenkapital des antragstellenden Unternehmens.
Das hat mitunter fatale Folgen: Es fehlt vielen Gründern an Eigenkapital bei der Existenzgründung oder auch bei Nachfolgeregelungen. Das ist aber noch nicht alles. Eigenkapital stellt im Business auch immer eine wesentliche Voraussetzung dar, um Kredite zu erhalten. Mit dem ERP-Kredit zur Gründung hatten die Unternehmen und Start-ups meist eine überzeugende Unterstützung für Ihr Vorhaben.
Kredite sind für Existenzgründer nur schwer zu bekommen
Durch den Wegfall dieser speziellen Kreditförderung geraten zudem auch die Banken unter Zugzwang. Begleiten diese jetzt eine Existenzgründung finanziell, müssen sie jetzt viel mehr ins Risiko gehen. Bei der Bürgschaftsbank NRW sieht das nicht anders aus. Inwieweit die Risikobereitschaft dort steigt, bleibt abzuwarten.
Fakt ist allerdings, dass sich Banken gerade bei der Kreditvergabe an kleinere Unternehmen schon länger sehr zurückhaltend zeigen. Das dokumentiert auch eine aktuelle Ifo-Umfrage. Demnach berichtet nahezu jeder zweite Dienstleister von Problemen, einen Kredit von der eigenen Hausbank oder anderen Kreditinstituten zu erhalten.
Finanzierungsalternativen können das ERP-Kapital für Gründung nicht ersetzen
Das sind alles andere als rosige Aussichten für Existenzgründer. Um jetzt an Eigenkapital zu kommen, müssen die Unternehmen bzw. die Gründer andere Quellen akquirieren. Dazu bietet sich beispielsweise Mezzanine-Kapital in Form einer öffentlichen Beteiligung an. Dieses ist aber erheblich teurer als das ERP Kapital für Gründung.
Wichtig für Existenzgründer ist es jetzt, sich auf die neue Situation vorzubereiten und sich von erfahrenen, unabhängigen Finanzexperten über die eigenen Möglichkeiten umfassend beraten zu lassen.