Michael Wandt

Mehr Geld für mehr Gewinn - durch sinnvolle Digitalisierung mit Förderung

Von Michael Wandt

Mehr Geld für mehr Gewinn - durch sinnvolle Digitalisierung mit Förderung

Im Januar 2018 gibt es in Deutschland 2.461 Förderprogramme, davon gelten 625 in NRW. Bundesweit sind 210 Förderprogramme für die Digitalisierung vorgesehen. Es werden dieses Jahr rund 170 Mrd. Euro an Unternehmen weitergereicht (vgl. Tabelle) Die Förderung der Digitalisierung für Unternehmen ist eine Mischung von Fördermitteln, die ohne Sicherheiten vergeben werden (rückzahlbare und nicht rückzahlbare) und solchen, die eine Haftungsentlastung für die Hausbank bieten. Dabei kann die Beratung, die Realisierung und die Pflege des digitalen Projektes bezuschusst und finanziert werden.

Artikel als PDF lesen

Bei der Digitalisierung von Unternehmen unterscheidet man die Prozesse und Strategien von den verwendeten Technologien. Zuerst stellt sich die Frage, welches Problem gelöst werden soll bzw. welche zusätzlichen Möglichkeiten sich ergeben. Unternehmen erkennen schnell, wie sie mit der passenden Förderung Kosten reduzieren, die Liquidität verbessern, die Marge erhöhen, Mitarbeiter schulen und den Wert des Unternehmens nachhaltig steigern.

Die Prozesse und Strategien beziehen sich auf die

  • Rolle des Kunden
  • Simulation
  • Standardisierung
  • Anpassung/Änderung laufender Aufträge
  • Big Data#
  • die teilweise Nutzung von Investitionsgütern.

Die Technologien, die hierbei genutzt werden, sind

  • AR/VR
  • Cloud-Computing#
  • M2M Kommunikation
  • QR-Code
  • RFID
  • Sensoren / Sensorsysteme

Vieles ist hierbei nicht neu und vieles ist einfach Automation. Der Erfolg der Nutzung hängt dabei vom Markt und von den Unternehmen ab. Weiter geht es mit sogenannten „smart products“ und ggf. daraus resultierenden „digital enabled business models“, also den digitalen Geschäftsmodellen. Bei der Frage, welche digitale Strategie für  Unternehmen die richtige ist, kommt es zu einer strukturellen Betrachtung des Unternehmens (Verantwortung, Möglichkeiten, Fähigkeiten) und den Fragen der Veränderungen.

Diese betreffen

  • Produkte und Prozesse (alles wird smart)
     - Lebenszyklusmanagement
     - Produktion
     - Lieferkette (Wertschöpfungskette)
     - Dienstleistungen
     - Marketing und Vertrieb
     
  • Infraztruktur und Technologie
     - Big Data und Analyse
     - Cloud-Dienste
     - Verbindungsmöglichkeiten und Sicherheit
     - Architektur und Anwendungsintegration
     
  • Teilnehmer und Ökosysteme
     - Firma
     - Kunden
     - Lieferanten
     - Partner
     - Social Media und Crowd
     
  • Zugänge und Verbindungsmöglichkeiten
     - Sensoren
     - Mobile Geräte
     - Roboter
     - M2M
     - Additive Fertigung
     

Alle diese Themen sind keine Selbstläufer. Nicht alles ist für jeden gleich gut und sinnvoll. In der Findungsphase bieten Bund und Land Zuschüsse für die Beratung. Der Bund gibt an Unternehmen bis 100 Mitarbeiter und Umsatz/Bilanz bis 20 Millionen Euro, maximal 550 Euro pro Tag für 30 Tage (16.500 Euro Zuschuss). Das Land NRW fördert in zwei Stufen bis 25.000 Euro. In der Investitionsphase gibt es teilweise, je nach Bundesland, Zuschüsse für die Digitalisierungselemente (z.B. Verbindung der Sensorik von Maschinen mit dem ERP-System u.v.m.) oder Zuschüsse bis zu 50.000 Euro (Beispiel Digitalbonus Bayern). Darüber hinaus sind „reine Digitalzuschüsse“ für Investitionen selten möglich. Eher werden Darlehen bereitgestellt.

Die Vorteile dieser Förderdarlehen sind:

  • lange Laufzeiten (drei bis zehn Jahre)
  • späte Tilgung (ab dem 2. oder 3. Jahr oder endfällig)
  • geringe Zinsen (1,29 für 5 Jahre fest, 1,59 für 10 Jahre fest)
  • Vergrößerung des Blankospielraums für Banken (beispielsweise von 100.000 Euro auf 335.000 Euro – Faktor 3,3).

Zusätzlich sind alle anderen Fördermöglichkeiten gegeben. So sind Standorte in den Kreisen Herford, Lippe, Höxter und der Stadt Bielefeld regionale Fördergebiete, wie es viele in Deutschland gibt. So kann man zur Schaffung von Kapazitäten, unabhängig von der Digitalisierungsfrage, Standortzuschüsse bekommen. Bis zu 30 Prozent (je nach Standort) sind möglich. Ähnliches gilt für alle Umwelt-, Energie- und Energiesparinvestitionen. Hier sind Zuschüsse bis zu 65 Prozent nach dem Mehraufwandsprinzip möglich. Dieser Mehraufwand kann die ganze Investition betreffen.

Wie kommen Sie zu Ihrem Zuschuss, Ihrer Spielraumerweiterung oder Ihrer Haftungsreduzierung?

Die Förderprogramme benötigen alle Antworten auf die Fragen, wer wieviel Geld wofür benötigt: Der Antragsteller (Wer?) gehört einer Branche an einem Standort an und hat eine bestimmte Größe und wirtschaftliche Ausgangslage. Er ist ggf. in einem Unternehmensverbund oder in Beteiligungsstrukturen eingebunden. Die Notwendigkeit der Förderung ist zu belegen. Das ist je nach Investitionsvorgang sehr unterschiedlich zu machen. Es kommt darauf an, ob das Unternehmen einem Thema folgt, wie bspw. der Digitalisierung, etwas entwickelt, stark wächst oder restrukturiert. Sehr oft gibt es einen Grund, eines der Vorhaben zu fördern.

Der Kapitalbedarf (Wieviel Geld?) bestimmt die Suche nach den Förderprogrammen und ist ein wichtiger Suchfilter. Es gibt Programme, die maximal 3.000 Euro fördern und anderen, die unter 50 Mio. Euro nicht genutzt werden können. Dazwischen gibt es viele Abstufungen. Hier ein paar Grenzen:

  • kleine Gründungen (bis 100.000 Euro pro Gründer)
  • große Gründung (bis 1,7 Mio. Euro pro Gründer)
  • kleine Investitionen (bis 150.000 oder 250.000 Euro)
  • mittlere Investitionen (bis zwei Mio. Euro)
  • große mittlere Investitionen (bis fünf oder sieben Mio. Euro)
  • große Investitionen (ab fünf bis 50 Mio. Euro)
  • Projektfinanzierungen (ab 50 Mio. Euro)

Die eigentliche Verwendung der Gelder (Wofür?) bestimmt das Themenfeld der Förderung, also den Sachgrund, und verweist auf Rahmenprogramme, Einzelprogramme und Aufrufe zur Einreichung von Anträgen. Solche Themenfelder sind:

  • Unternehmenskauf
  • Gründung
  • Wachstum
  • Innovation
  • Umweltschutz
  • Ausland
  • Konsolidierung
  • Schaffung und Erhaltung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen
  • Unternehmensberatung

Es gilt stets der Einzelfall. Für Unternehmen ist es relevant zu prüfen, wie hoch eine Förderung ausfallen kann und welche Vorteile das  für das Unternehmen bzw. Vorhaben bringt. Unternehmen, die Zuschüsse für Projekte erhalten, gehören zu den besten 25 Prozent ihrer Branche. Die Zuschüsse reduzieren Kosten und Risiken und verbessern die Liquidität, erhöhen den Gewinn und den Unternehmenswert. Unternehmer müssen für sich nur prüfen, ob die Interessen des Unternehmens sich mit den Interessen der Fördergeber decken. Genau dort - und nur dort -  werden erfolgreiche Projekte gefördert und umgesetzt. Das ist im Bereich der Digitalisierung genauso. Und eins noch: kein Antrag, kein Zuschuss.

 

 

  Hier gibt es den ganzen Newsletter "Aus der Beraterpraxis 01/2018" als PDF zum Download.